Biographie


Geboren am 20. Februar 1973 etwas abseits der Zivilisation, - andere mögen es Emmental nennen -, war mir vergönnt, in Ruhe herzhaft lachen und noch im Vorschulalter lesen zu lernen, wenn auch das Papier nicht nur auf dem Klo knapp war und die Zuhilfenahme der Stirn unweigerlich den Blickwinkel meines Sehorgans vergrössern sowie schärfen half.


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Als einzige Tochter eines Käsers und einer Bauernfrau, - schön in der Mitte zwischen zwei Brüdern platziert, wie es sich für das Beste im Sandwich gehört! - und voller Lebenslust, kamen meine Eltern nicht umhin, zuzugeben, sie hätten zwei Buben und einen "Giel". Trotzdem war ich natürlich ein sehr liebes Kind, um nicht zu sagen, ein goldiger Engel!


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Mit sechs Jahren hiess es von der Abgeschiedenheit Abschied nehmen und ins zentral abgelegene Städtchen Huttwil auswandern. Mit meinem Meerschweinchen „Goldäugli“ im Käfig und meiner Phantasie und Neugierde im Koffer liess ich mich unbeschwert auf dieses Abenteuer ein und eroberte dabei so manch ergrautes und beinahe versteinertes Herz, nicht zuletzt dank meinen unermüdlichen Strickkampagnen vor Schaufenstern und auf Parkbänken.


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Im Alter von 11 Jahren verblüffte ich meine Umgebung einmal mehr, indem ich bei den Kadetten als Trompetenspielerin mitmachen wollte, um 4 Jahre später als Hauptmännin, sogenannte Spielführerin, das kriegslustige und kampfverlauste Corps mit rigider Hand zu führen.


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Nichtsdestotrotz galt meine Liebe in erster Linie der Musik und dem Auftreten an und für sich. Anstelle des Kneipenrauchens und Autofahrenlernens verpflichtete ich mich daher über mehrere Jahre hinweg dem Klavier-, Sologesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht.


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Die Meinungen in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis, was später aus mir werden solle, übertrafen selbst meine eigenen Erwartungen, denn statt Schauspielerin sollte ich etwas Rechtes lernen: Hausfrau, Lehrerin, Theologin, Ärztin oder Rechtsanwältin. Mit einem Notendurchschnitt von 6.0, was selbstverständlich nichts mit meinem wirklichen IQ zu tun hatte, trat ich 1988 ins Wirtschaftsgymnasium ein, um dieses im Alter von 20 Jahren wieder verlassen zu dürfen, was ich damit belohnte, indem ich mich mit meinem hart verdienten Taschengeld einige Monate in Kanadas Wildnis absetzte.


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Kaum in die Schweiz zurückgekehrt, befiel mich auch gleich ein hartnäckiger, einheimischer Virus, - genannt blinde Bildungs(toll)wut -, der mich nichtsdestotrotz gerade wegen seinem ständig sich ändernden Erscheinungsbild über viele Umwege und Stationen meinem innigst ersehnten Ziel endlich etwas näherbringen sollte.
So stand ich denn 1993 mit gepacktem Koffer wissenshungrig und lebensdurstig am Bahnhof, um im Herzen der Schweiz als unerschütterliche Werkstudentin dem Zahn der standortgebundenen, ohrgeprüften langsamer fliessenden Zeit auf die Schliche zu kommen.


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Des Berndeutschen mächtig und dem Weg des geringsten Widerstandes trotzig die Stirn bietend, liess ich mich nicht lumpen, mich am Sekundarlehramt in drei Fremdsprachen zu üben. Dieser Mut wurde mir ein Jahr später sogleich mit einem gestempelten Papierchen belohnt, welches ich dankend entgegennahm, um mich sofort skrupellos abtrünnig den Studien in Germanistik, Geschichte und Latein zuzuwenden.


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Um meinen Horizont ins Grenzenlose erweitern zu können, zog es mich von den kleineren universitären Institutsbibliotheken weg zur Alma Mater, der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern. Wenn auch nur im Lesesaal sitzend und still vor mich hin lesend, schien ich dennoch irgendwie aufzufallen, denn keine zwei Wochen später wurde ich zur Lesesaalaufsicht gekrönt, dessen Juwel ich natürlich noch heute bin, - hoppala: wäre! -, hätte ich mich nicht nach neun kunterbunten Jahren dazu entschlossen, mein Herzblut und Temperament um ein nicht unwesentliches Quäntchen zielgerichteter ins Kulturelle und Künstlerische einfliessen zu lassen. So schulterte ich mein Bündel, um mich fortan als freischaffende Mitarbeiterin eines "Kulturellen Mittleren Unternehmens" zu üben, was mir prompt den Titel "Höllenhund und Schutzengel" bescherte...


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... was ich zehn Jahre wohl gewesen sein mag. Wer weiss?

Heute trifft man mich als Stadtführerin in Biel oder schweizweit als Geschichtenerzählerin an. Bissig fein, sonnig  nett: Finden Sie es selber raus! Ich freue mich schon auf unsere Begegnung. 

© Sagerin, 2024